Resilienz

Resilienz. Klingt erstmal nach Buzzword-Bingo aus der Beraterbibel. Tatsächlich ist Resilienz für den langfristigen Vermögensaufbau aber ganz entscheidend. Wie in den Kapiteln zuvor schon angesprochen, kann langfristig von einem steigenden Aktienmarkt ausgegangen werden. Gleichzeitig findet eine solche Entwicklung aber nie gradlinig, sondern mit starken Schwankungen statt. Dass Markttiming (also geplant niedrig zu kaufen und teuer zu verkaufen) nicht funktioniert, ist wissenschaftlich vielfach belegt. Ein sehr gutes Beispiel liefert mit Peter Lynch einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Er managte Fidelity’s Magellan Fund von 1977 bis 1990 und erzielte in diesem Zeitraum eine annualisierte Rendite von 29 Prozent pro Jahr. Allerdings schätzt Lynch, dass der durchschnittliche Magellan Investor im selben Zeitraum nur eine Rendite von ca. 7 Prozent pro Jahr erzielte. Der Grund: Viele Investoren versuchten den Markt zu timen und stiegen aus dem Fonds aus, nachdem die Kurse eingebrochen waren und kamen erst bei höheren Kursen wieder zurück.

Jüngst untersuchte die Bank of America was passiert wäre, wenn man die jeweils 10 besten Börsentage innerhalb eines Jahrzehnts über die letzten 9 Jahrzehnte verpasst hätte. Das Ergebnis ist erschreckend. Statt 17715% Rendite, die ein Investor in den vergangenen 90 Jahren mit einer einfachen Buy-and-Hold Strategie auf den S&P 500 erhalten hätte, käme ein Investor, der immer die 10 besten Handelstage eines Jahrzehnts verpasst hätte, auf gerade einmal 28%.

Quelle: CNBC, Bank of America, S&P 500 returns

Dies verdeutlicht wie wichtig es für den langfristigen Investor ist, an Aktieninvestments festzuhalten. Umso enttäuschender ist, dass dies in der Praxis immer seltener umgesetzt wird. Apps wie Robinhood oder Traderepublic demokratisieren zwar die Aktienanlage, verleiten mit ihrer Konzeption (bedingt durch das Geschäftsmodells) aber zu regelmäßigem Handeln. So ist schnell mal der mühsam zusammengesparte Aktiensparplan verkauft – sei es aus Panik oder für die nächste private Anschaffung. Die Daten der New York Stock Exchange bestätigen den Trend zur Kurzfristigkeit. 1960 lag die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie noch bei ca. 8 Jahren. Sechzig Jahre später liegt dieser Wert nur noch bei knapp unter einem halben Jahr. Ein regelmäßiger Blick auf diese Statistiken kann helfen, das eigene Bewusstsein zu stärken und in einer immer schnelllebigeren Zeit langfristig investiert zu bleiben.